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Alles wird besser

MG hat seinen Top-Seller überarbeitet. Der ZS EV bekam dabei aber nicht bloß das übliche Facelift-Klimmbimm umgehängt, sondern wurde auch technisch ein ganzes Stück weiterentwickelt. Mit größerem Akku und frischer Technik an Bord verheißt der ZS dabei auf dem Papier einer der besten Preis/Leistungs-Stromer am Markt überhaupt zu sein. Wir haben dieser These in einer ersten Ausfahrt auf den Zahn gefühlt.

Johannes Posch

Natürlich haben die Ingenieure es auch hier getan: Die üblichen Checkpoints eines jeden guten Facelifts im 21. Jahrhundert sind allesamt abgehakt: neue Front, neue Leuchten, neue Felgen, neues Infotainment – alles da. Man muss aber gestehen, dass der Effekt dieser von uns hier so trivialisierten Eingriffe beim MG ZS EV des neuen Jahrgangs durchaus beeindruckende Ergebnisse mit sich gebracht hat. Vor allem die Front sieht mit seinem nun offensichtlich geschlossenem Look und den schärfer gezeichneten Scheinwerfern um Welten moderner aus, als das noch vor dem Facelift der Fall war. Und klar: LED-Heckleuchten schaden auch nicht, wenn man Anno 2022 noch gegen die immer zahlreicher und stärker werdende Konkurrenz optisch anstinken können möchte.

Öffnet man die Fahrertür, wartet dann das nächste "aha": Auch hier tat sich einiges. Der mittlere Teil des Armaturenbretts wurde komplett neu gestaltet, der auf 10,1 Zoll (25,65 cm) angewachsene Touchscreen halb frei-stehend aufgesetzt und bei der Gelegenheit auch gleich die Klima-Kontrolle teilweise in selbigen integriert. "Teilweise" deswegen, weil die Ingenieure glücklicherweise trotz aller Knopferl-Reduktion eine Zeile mit physischen Tasten unter den Screen gesetzt haben, über die sich haptisch einwandfrei (auch während der Fahrt und ohne hinzuschauen) so grundsätzliche Dinge wie "lauter/leiser", "wärmer/kälter" oder die Scheibenheizung bedienen lassen. Einziges Manko: Obgleich die Sitzheizung schon in der Basis-Ausstattung "Comfort" zur Serienmitgift gehört, bekam diese kein Knopferl spendiert. Will man sie also ein- oder ausschalten, muss man über mehrere "Touches" ins Klima-Menü des Infotainment-Systems und sie dort aktivieren.

Apropos Infotainment-Menü. Nicht nur der Screen ist neu, auch die dazugehörige Software. Das "MG iSMART" genannte System ist quasi dasselbe, das auch im MG Marvel R zum Einsatz kommt und dementsprechend ebenso als großer Sprung nach vorne zu verstehen. Es sieht hübsch aus, reagiert angemessen schnell und auch Übersetzungsfehler oder "Unvollkommenheiten" sind rar ... wenn auch durchaus vorhanden; typisch MG, leider. Natürlich kann einem das als Fan von Handy-Spiegelung aber ohnehin egal sein: Das neue System beherrscht sowohl Android Auto, wie auch Apple Carplay - wenn auch beides nur mit Kabel.

Was das Infotainment-System samt seiner ebenfalls immer zur Ausstattung gehörenden Navigationsfunktion allerdings leider nicht kann, ist eine Route mitsamt Ladestopps planen. Diese muss man sich also selbst suchen. Ebenso ist man selbst dabei gefragt, wenn es um das Vorkonditionieren der Batterie für maximale Ladespeeds geht. Auch das geht nämlich "nur" manuell über das Menü. Das "nur" steht dabei aber deswegen unter Anführungszeichen, weil es ja genug Modelle auf dem Markt gibt, die weder automatisch vorkonditionieren können, noch die Möglichkeit bieten dies selbst zu befehlen. Immerhin. Doch wenn wir schon beim Thema sind, reden wir doch gleich noch weiter übers Laden. Die richtig große Änderung findet sich nämlich in der Technik des Autos selbst: Im Rahmen des Facelifts bekam der "große" MG ZS EV nämlich das Batteriepaket vom erwähnten Marvel R spendiert - also eines mit 70 kWh. Außerdem schloss er in Sachen Ladegeschwindigkeit mit seinem großen Bruder auf: 92 kW beträgt nun also die maximale Ladeleistung an einem DC-Schnelllader. Kein "Traumwert", aber immerhin eine Verbesserung zu den 85, die es vor dem Facelift waren. Größer fällt der Sprung nach vorn beim AC-Laden aus. Waren hier maximal 3,7 kW einphasig möglich, sind es jetzt dreiphasige 11 kW.

In puncto Reichweite verspricht MG bei einem WLTP-Verbrauch von 17,8 kWh/100 km bis zu 440 Kilometer. Unser Testverbrauch auf der genormten Route mit je rund einem Drittel Autobahn, Landstraße und Stadt, mit Winterreifen und bei rund acht bis zehn Grad Außentemperatur, ergab wiederum einen Wert von 16,7 kWh. Die versprochenen WLTP-Werte sollten also durchaus erreichbar sein. Das ist übrigens ein absoluter Top-Wert, wenn man einen Blick auf den Preiszettel des ZS EV aus 2022 wirft und beides in Relation setzt. Dieser startet als Long-Range Version bei gerade einmal 39.490 Euro vor Abzug jedweder Förderungen. In Sachen "Elektro-Kilometer pro Euro" ist er damit aktuell unschlagbar.

Zumal auch die Ausstattung für diesen Preis alles andere als spartanisch ist. Schon in der besagten "Comfort-Variante" warten LED-Scheinwerfer und -Leuchten, Sitzheizung, das Infotainment-System samt Navi, Keyless Go, 17 Zoll Alus, eine 40:60 geteilt umlegbare Fondlehne und eine Phallanx aus elf Sicherheits-Systemen samt semiautonomen Fahren. Die rund 2.000 Euro teurere "Luxury-Variante" legt da dann noch Ledersitze, 360°-Kameras, kabelloses Handyladen, ein großes Panoramaschiebedach, zwei weitere Assistenten (Toter-Winkel-Warner und Querverkehrswarnung) und den vollen Funktionsumfang des iSMART-Systems samt Sprachsteuerung, Echtzeitverkehrsdaten, Amazon Music und mehr obendrauf.

Die sonstigen Basics decken sich weitgehend mit dem Vorgänger. Am Fahrverhalten gibt es also wenig zu meckern. Die Lenkung ist leichtgängig und etwas indirekt, aber ausreichend feinfühlig, die Übersicht OK, das Fahrwerk angenehm abgestimmt und lässt nur selten ein Poltern zum Fahrer durchdringen. Auch der Antrieb ist in jeder Lebenslage ausreichend kräftig und die Platzverhältnisse gehen durchaus in Ordnung, obgleich die Sitzflächen vorn und hinten für noch mehr Komfort im Inneren gerne etwas länger sein dürften. Der Kofferraum hingegen beeindruckt für ein E-Auto dieser Klasse. Mit 448 bis 1166 Liter Stauraum steckt der "kleine" ZS EV nicht nur locker seinen großen Bruder Marvel R in die Tasche, sondern kann auch direkte Konkurrenten wie den Peugeot e-2008 (405 l) oder Mazda MX-30 (366 l) locker in die Tasche stecken. Einzig der Kia e-Niro bietet hier noch marginal mehr Stauraum (451 l). Mit allen genannten Beispielen gemein ist dem ZS EV aber leider, dass er keinen Frunk mitbringt. Ein wenig Platz wäre zwar, doch da ja auf Frontantrieb gesetzt wird und somit der gesamte Antrieb tatsächlich unter der Motorhaube steckt, waren die Sorgen ob der Hitzeentwicklung wohl einfach zu groß, bzw. hätte der Aufwand das Ergebnis schlicht nicht gerechtfertigt. Auch OK.

Technische Daten:
MG ZS EV Long Range Luxury

Leistung | Drehmoment 156 PS (115 kW) | 280 Nm
0–100 km/h | Vmax 8,6 s. | 175 km/h
Getriebe | Antrieb 1-Gang aut. | Vorderrad
Reichweite (max.) | Batterie 440 km (WLTP) | 70 kWh
Ø-Verbrauch 17,8 kWh/100 km (WLTP)
Ladedauer AC | DC ca. 7 h (11 kW 3-phasig) | ca. 40 min (92 kW von 5 auf 80%)
Kofferraum | Zuladung 448–1.166 l | 450 kg
Garantie Fahrzeug | Batterie 7 Jahre/150.000 Kilometer
Basispreis | NoVA 41.490 (inkl.) | -

Das gefällt uns: die gigantische Aufwertung, der Preis
Das vermissen wir: etwas mehr Ladeleistung
Die Alternativen: Kia e-Niro, Peugeot e2008, Hyundai Kona, etc.

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MG ZS EV Long Range Luxury (2022) – schon gefahren

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